Eindrücke der ZUPF-ORCHESTRALE BERLIN
Die ZUPF-ORCHESTRALE BERLIN 2019 hat am 14.09.2019 in Berlin-Charlottenburg stattgefunden, mit Orchestern und Teilnehmern aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. In voller Besetzung traten an das Mandolinen- und Gitarrenorchester Empelde, das Löcknitzer Zupforchester, die Wildauer Musikanten und das Saiten-Ensemble-Steglitz, letztere zwei in gemeinsamem Auftritt. Die restlichen Orchester entsandten je zwei bis elf Spieler, von den einhundert Musikanten reihten sich dann dreiundsiebzig in das Gesamtorchester ein.
Das Konzert begann mit dem „Dresdner Barock“ des Berliner Komponisten Fried Walter, energisch-engagiert geleitet von Sophie Timmermann, die sich das Dirigat der Wildauer Zupfer und dem Saitenensemble Steglitz mit Michael Kubik teilte. Dieser dirigierte u.a. das Konzert für Solomandoline und Orchester von Joh. Adolf Hasse, eines Komponisten an der Schwelle zur Frühklassik. Birgit Floßdorf als Solistin wusste hier gut zu überzeugen. Danach bot die in Wuppertal Mandoline studierende Laura Engelmann das Stück „Ptushki“ für Solomandoline von Ilja Dragunov – ein sehr virtuoses, kaum einmal Ruhe gebendes Klanggewitter, wobei „Dragunov“ eigentlich der Name für ein Scharfschützengewehr ist: Ist das vielleicht ein Pseudonym des 1985 geborenen Komponisten? (Die Musik könnte das nahelegen). „Ptushki“ ist aber Weißrussisch und bedeutet „Vögel“. Daher die wenigen ruhigen Passagen des Stückes. Ovationen!
Bernd Schächter, Gründer und Leiter des Löcknitzer Mandolinenorchesters 1963, bot nach einer Hornpipe aus Händels Wassermusik einen bunten Strauß bekannter Filmmusik von Adele Atkins über Sting bis zu Hans Zimmer. Auch das James Bond-Thema fehlte nicht; der elektrisch verstärkte Bass passte sehr gut in diese Klänge.
In beispielhafter Interpretation bot das Orchester aus Empelde (bei Hannover) dann Telemanns „Don Quichotte Suite“, danach ein Pflichtstück der Deutschen Orchesterwettbewerbs (Remember the Forgotten) und zwei Stücke von Marlo Strauß und Dieter Kreidler, mustergültig interpretiert. In der Ansage erfuhr man, dass der Dirigent des Orchesters, Friedrich Engelmann, Ende der Siebziger Jahre in einem Dirigier-Lehrgang in Trossingen beim musikalischen Leiter der Zupf-Orchestrale (Michael Kubik) Mandolinenunterricht hatte. Ein Zusammentreffen von Freunden!
Um die Spannung auf das Gesamtorchester hinauszuzögern, spielte nun das Duo Picaflor (Birgit Floßdorf und Margareta Vogl) sehr feurig eine Tarantella des Italieners Raffaele Calace, der übrigens als Instrumentenbauer den Status eines „Stradivari der Mandoline“ innehatte. Dazu noch „Tansu“ – ein Stück des Berliners Michael Kubik für Mandoline und Gitarre im Stil türkischer Sehnsuchtsromantik.
Das Gesamtorchester trat nun mit mehr als 70 Spieler/innen auf. Friedrich Engelmann aus Empelde leitete mit ruhiger, präziser Hand eine sehr gelungene Interpretation von „The Song oft he Japanese Autumn“ des Japaners Yasuo Kuwahara. Hier glänzte nochmals Laura Engelmann mit der anspruchsvollen Mandolinen-Kadenz. Der Verein zur Förderung der Zupfmusik überreichte ihr für ihr weiteres Studium eine Spende, da in der Vereinssatzung des VZFZ auch die Förderung junger Musiker verankert ist.
Für den Abschluss hatte sich Michael Kubik die „Ouvertüre in G“ op. 100 des Berliner Komponisten Konrad Wölki vorgenommen, ein Spätwerk, das in japanischem Auftrag geschrieben wurde. Kubik als Kenner Wölkis – er hatte bei ihm am Städtischen Konservatorium Berlin studiert – konnte hier zusätzlich noch über Holzbläser, Hörner und Pauken verfügen, die Zahl von 80 Ausführenden wurde damit überschritten. Entsprechend monumental mischten sich die Klänge. Die Bläser waren sehr homogen, im Nachhinein erfuhr man, dass sogar ein langjährig Erster Klarinettist eines bekannten Freiburger Orchesters mit dabei war, ebenso auch Preisträger von Jugend musiziert. Speziell die beiden einwandfrei intonierenden Hornspieler (Luise von Wrochem, Anton Ziegele) wären hervorzuheben, sie waren Mitglieder des diesjährigen Landesjugendsinfonieorchesters Berlin. An der Pauke passte sich Klaus Kühn, der u.a. im Ärzte-Orchester mitspielt, akustisch sehr gut den gezupften Klängen an.
Diese ZUPF-ORCHESTRALE BERLIN bot beeindruckende Musikdarbietungen und belegte das gute Niveau, das die Zupforchester im Allgemeinen heute erreicht haben. Eine Stimme hierzu:
„Sehr geehrter Herr Kubik Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit Ihrem Ensemble zu musizieren, zumal ich über 30 Jahre als 1. Klarinettist in Freiburg im Orchester spielte. Zum ersten Mal musizierte ich mit Zupfinstrumenten und war über die Klangfülle der Instrumente erstaunt. Ebenso über die tolle Organisation - und ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.“ (Oskar Schultheis)
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer dass das Catering durch die Landpension Koch aus Großmutz (Löwenberger Land) bei den Teilnehmern sehr gut ankam und speziell das Kuchenbuffet in der Qualität nicht zu überbieten war. Die Familie Koch stellt auch auf der Grünen Woche in Berlin aus und es wurde bereits im Fernsehen über sie berichtet.
Die Fotos stammen aus der Probe am Vormittag bis kurz vor Konzertbeginn.
Foto 3 (erste Reihe) zeigt drei Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert" aus Empelde. Foto 5: Friedrich Engelmann probt das Stück von Yasuo Kuwahara (The Song of the Japanese Autumn). Foto 6 zeigt Bernd Schächter mit einer spontanen Musikeinlage während der Mittagspause. Foto 7: Saiten-Ensemble-Steglitz mit den Wildauer Zupfmusikanten, vor Konzertbeginn.